Berlin: Das Vabali

Kurzfassung: Du hast einen Tag Urlaub um dich von großen Entbehrungen zu erholen? Wo musst du hin? Hierhin. Ließ’ auch, wie du es richtig machst.

Ich konnte online keine freilizenzlichen Bilder für das Startbild finden, daher hier - in Anlehnung an den Artikel von letzter Woche - ein Dall-E2-Bild für den Prompt “Vabali Spa Berlin” ;)

Es gibt wohl Orte, an die zieht es einen zunächst nicht, da man sich ausmahlt, sie wären zu edel, etepetete, obszön, oder mit vielen komplexen Regeln. Und so bekannt das Vabali Berliner:innen auch ist, so häufig hängt kommen diese Sorgen in Gesprächen auf. Seit ich von einem Familienfreund das Vabali gezeigt bekommen habe, besuche ich es regelmäßig, zeige es gelegentlich Freund:innen, und bin ein großer Liebhaber der Spa geworden. In diesem Beitrag möchte ich dir davon erzählen und dir ein paar entscheidende Tipps geben, wie der Besuch bestens ausgekostet werden kann.

Der Ort

Vom Berliner Hauptbahnhof ca. 10-15 Minuten zu Fuß entfernt liegt die Spa sehr zentral in Berlin und ist dafür relativ großflächig.

 

Die Spa

Mit wunderbaren Saunen, einem Pool im Atrium und einem Pool im Außenbereich, kleinen Warmwassersitzbecken im Außenbereich (1. Stock und EG), Dampfbad, Kneipbecken, Eisfässern und Tauchbecken zum Abkühlen ist praktisch alles (außer einem Solebecken) geboten. Die verschiedenartigen Aufgüsse finden halbstündig statt. Mehrere Aufgüsse zeitgleich, damit sich der Besuch etwas entzerrt. Die jeweiligen Aufgüsse über den Tag wiederholend, damit man verpasstes nachholen kann.

Klang- und geruchlich ist die komplette Anlage wirklich fantastisch aufeinander und auf das liebevolle Holzdekor und das warme Licht abgestimmt. (Außnahme der Geruch nach Schweißfüßen im Zugang zum äußeren Ruheraum, der sich recht hartnäckig zu halten scheint ^^)

Das Essen (sowohl Hauptgerichte als auch Nebenspeisen) und die Getränke sind fabelhaft, gut portioniert, und die Preisleistung ist top.

Die Ruhemöglichkeiten: Sessel, Sofas, Liegen, und (!) Wassermatratzen zum Schlafen, sind sehr bequem. Genau das Richtige zwischen den Saunagängen und oder nach dem Essen.

Verhaltensvorschriften:

Der Spa-Bereich ist handyfreie Zone. Großartig für Digital Detox, doof für Leute die gerne Geschäftstelefonate vor anderen Entspannungssuchenden durchführen oder für Spanner:innen die gerne Fotos machen möchten.

Warum Fotos machen?

Ich durfte lernen, dass eine bestimmte Eigenheit der Spa für manche Leute scheinbar besonders ist: Die Spa ist eine “textilfreie” Zone. Bedeutet, man trägt innerhalb des Spa-Bereichs keine Badeklamotten, oder andere Kleidung, außer Handtüchern und Bademänteln. Badeschlappen sind natürlich auch erlaubt.

In Gesprächen hat sich gezeigt, dass das vor allem von Bekannten mit stärkeren religiösen und/oder konservativeren kulturellen Hintergründen, dies als suspekt erschienen ist.

Was mich zum letzten Abschnitt bringt.

Die Tipps

Einer der Gründe für eine Irritation bzgl. der textilfreien Spa-Fläche ist die Angst vor einer Sexualisierung des Kontextes. Generell liegt diese Interpretation stark auf textilfreiem Saunieren. Was aus meiner Erfahrung ein Narrativ ist, welches primär von Leuten entspringt, welche nicht selbst saunieren. ->

1) Bitte nimm’ das Nacktsein von dir und den anderen Menschen als normal und natürlich hin.
Sei’ nicht falsch peinlich berührt und hecktisch, wenn du selbst nackt bist (z.B. wenn du deinen Bademantel ausziehst und dein Handtuch auf deinen Sitzbereich legst). Sexualisiere die Situation nicht unangebracht durch unnötiges Verstecken oder lächerliches Zur-Schau-Stellen.

2) Bring zwei große Handtücher, einen saugfähigen Bademantel und dezent markierte Badeschlappen (keine Flipflops) für dich mit.
Die Handtücher werden zum Einen genutzt, um zu verhindern, dass dein Schweiß, aus naheliegenden hygienischen und Sauberkeitsgründen, auf Sitzflächen (z.B. das Holz der Saunabänke) gelangt. Zum Andern für das Abtrocknen nach dem häufigen Abduschen von Schweiß oder nach dem Baden. Du wirst erfahrungsgemäß über ein zweites Handtuch froh sein. Der Bademantel sollte saugfähig sein um deine Handtücher mit dem Abtrocknen “zu entlasten” (Morgenmäntel o.ä. werden schnell klatschnass, schauen unästhetisch aus, und kühlen dich aus). Badelatschen helfen gegens ausrutschen auf nassen Fließen, und gegen kalte Füße, wenn man zum Abkühlen im Freien flaniert. Bitte vermeide Flipflops, denn die flippen und floppen richtig nervig laut, wenn du durch den Ruhebereich gehst.

3) Rede nicht im Ruhebereich. Flüstere nur SO WENIG, WIE DU MUSST.
”Willst du essen gehen?”, “Ich geh kurz aufs Klo.”. Sowas muss man sicher auch mal Mitgekommenen kommunizieren, aber bitte rede nicht mehr als das im Ruhebereich. Es ist in solchen stillen Räumen auch komplett egal, ob du flüsterst! Man hört dich überall, und das zischen macht es nur unangenehmer. Menschen hören anderen Menschenstimmen ganz natürlich immer zu. Selbst wenn das Umblättern der Buchseiten, oder das Rascheln der Decken genauso laut ist, lenkt es nicht so ab. Meine Vabalibesuche können nur noch verbessert werden, wenn die Flüsterunterhalter aufhören sich in den Ruheräumen flüsterzuunterhalten. (Germerkt, dass es mir ein Herzensanliegen ist? Geht im Grunde allen anderen genauso. Danke)

4) Sneak dir eine nicht-raschelnde Aufbewarhungsmöglichkeit mit kleinen Vollkorn-Semmel-Stücken rein. An sich soll man kein Essen mit reinnehmen, und ich rate auch nicht vom Restaurant ab (das ist klasse und du musst eh hingehen, wenn du einen ganzen Tag in der Spa bist), aber das (oder ein paar mundgerechte Apfelschnitze) macht den Aufenthalt nochmal so viel besser. Es kurz verstohlen zu snacken, stört auch niemanden und du fühlst dich so ein bißchen schelmisch-erfolgreich (das brauchts ja auch ab und an).

5) Nimm’ dir Unterhaltung mit, für die du sonst nicht so die Zeit findest, nur leise sollte sie sein: z.B. Stricksachen, Bücher, Rätselhefte, Atemübungen, Zeichenblock, Tagebücher, etc.
Wenn du nach beim “Runterkommen” in den Ruheräumen sowas dabei hast, wirst du Momente haben, in denen du so unfassbar dankbar für die Zeitinsel bist, die du jetzt gerade hast. Eine solche Aktivität lässt dich die Zeit noch besser schätzen, gerade, wenn du sonst zu wenig Zeit findest für sie.

6) Nimm eine Wasserflasche mit. Du schwitzt viel und brauchst zu Trinken. Wasserflaschen sind erlaubt und es gibt einen Auffüller neben dem Infothresen im Atrium. Wenn du die Flasche vergessen hast, kannst du auch bequem beim Duschen das Wasser trinken.

7) Affektionsgebären minimalisieren. Man kanns verstehen. Es ist ein romatisch und sinnlich stimulierender Ort und man ist vielleicht auch als speziellen Ausflug mit seine:r Partner:in in die Spa, aber es stört und sexualisiert unerwünscht den Raum. Händchenhalten ist ok und am Abend ist kuscheln auch nicht mehr so verpönt wie am Mittag (Wenn ihr bei irgendwelchen Fummeleien im Ruhebereich erwischt werdet schmeißt euch die Spa auch ohne größere Skrupel raus. Und das ist auch angebracht meiner Meinung nach. Dafür ist ja dann im Nachgang noch Zeit..)

8) Bereite dein After-Spa-Nachhausegehen vor (Kulturbeutel, frische und warme Klamotten, Snacks).
Wenn du aus der Spa kommst (im Idealfall nach einem ganzen Tag 8+ Stunden) bist du im Himmel, aber du bist auch fix und fertig. Schau’ dass du alles wichtige eingepackt hast um dich jetzt maximal wohlfühlend zu halten: Lotion gegen trockene Haut, dein Lieblingsduft, Zahnbürste, ggf. Haargummis/Bartöl etc.; Warme trockene flauschige Socken, eine lange Unterhose, Jogginghose, das flauschige Schlabber-T-Shirt, ggf. Mütze/Schal etc.; noch ein Marmeladenbrot vom Frühstück

9) Eigentlich wäre das wohl der wichtigste und chronologisch erste Tipp: Geh hin sobald die Spa aufmacht (9 Uhr) und verplane für den restlichen Tag nichts anderes mehr!
Du wirst dir beim ersten Mal denken: “Alter was? den ganzen Tag, niemals das dauert ja ewig und ich langweile mich, ich gehe danach noch in die Kneipe/zum Fußball schauen/Tanzen/…” -> Wirste nicht. Du bist danach platt. Finito. Plane selbst für den Nachhauseweg mehr Zeit ein. Und wenn du dir denkst “Ich stress mich doch nicht und schau, dass ich schon so früh dort bin ich geh erst später” -> Du kannst schwer vorher so viel entspannen, als du dort entspannst. Reduzier den Anfahrtsstress mit Am-Vortag-Packen-und-früh-genug-ins-Bett gehen. Die Preisleistung für den Eintritt ist klar im Vorteil für Tagesbesucher, und die Erholungsleistung ist es auch.

Jetzt weißt du alles. Viel Spaß und danke fürs Lesen. Bleib hübsch <3

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