Gute Komplimente

Kurzfassung: Wieso ist es dumm eine Liste von Sätzen als “Liste guter Komplimente” zu schreiben und was braucht es für gute Komplimente? Darum geht es in diesem Post.

Wissenschaft ist nun tatsächlich vieles, aber der Natur der Sache nach sich nicht immer einig. Man könnte fast sagen, dass die Punkte, bei denen sich Wissenschaft einig ist, dann auch schon Allgemeinwissen sein sollte. Ein Punkt wobei sich die Wissenschaft beispielsweise einig ist, was auch eigentlich jeder weiß: Menschen brauchen wertschätzende, tiefgreifende Beziehungen und unterstützende soziale Strukturen um Umfelder um sich wohlzufühlen und aufzublühen. Anerkennung und Wertschätzung ist dafür unerlässlich, und deren wichtigste Kommunikationsformen sind wohl Komplimente.

Heute geht es um einige der Kernpunkte guter Komplimente. Und ich werde dir hier nirgends aufschreiben "Ein gutes Kompliment ist: Du hast schöne Haare”, warum das dumm ist, dazu kommen wir gleich.

Diese Punkte sind unerlässlich um unseren Mitmenschen unsere Anerkennung tatsächlich spürbar zu vermitteln:

  • Gute Komplimente gehen auf die Identität der Person ein: Identität wird sozial erzeugt, aus den Eigenschaften, welche du auf dich beziehst; welche du in Interaktionen anderer als “dich beschreibend” erfährst; mit welchen du dich anderen gegenüber “beschreibst”. Es geht um diejenigen Eigenschaften, welche die Person als wichtig für ihr Selbst empfindet.

  • Gute Komplimente gehen auf die Aspirationen der Person ein: Aspirationen stellen die Wunschvorstellungen, Ziele und Bestrebungen dar. Es geht um die Themen, welche die Person als erstebeswert empfindet. Themen die ihr im Breiteren wichtig sind und für die sie wahrscheinlich Aufwand investiert (oder investieren will).

  • Gute Komplimente kommen als subjektive Aussagen mit Verantwortlichkeit: Das englische Wort “accountability” findet im Deutschen hier keinen geeignetes Sprachgeschwister. Gemeint ist, dass ein Kompliment die subjektiven Elemente reflektiert. Dadurch wird die Annahmemöglichkeit oder das Ablehnen des guten Kompliments mehr dageboten und das gute Kompliment wird authentischer und verhandelbarer.

  • Gute Komplimente basieren auf bestmöglichen Konkretisierungen: Oft sind Komplimente Schlussfolgerungen und allgemein gefasst. Ein gutes Kompliment erdet die Schlussfolgerungen in möglichst konkretisierbarer Beschreibung. Auch so wird eine Verhandelbarkeit unterstützt und die Autentizität des Kompliments steigt. Konkretisierungen sind möglichst spezifisch und beschreibend.

Achte darauf, wann Komplimente hohl, geruhend, herablassend, desinteressiert oder floskelhaft klingen und einen wirklichen “Kompliment-Effekt” letztlich komplett zuwiderlaufen. Und achte darauf, wann Komplimente abholen, inspirieren, ermutigen, Charakter bilden oder den Tag einer Person definieren. Zweitere erfüllen alle diese Punkte, höchstwahrscheinlich stark verflochten und gegenseitig verstärkend.

Und daher halte ich es für ausgemachten Schwachsinn auf die Frage: “Was ist ein gutes Kompliment?” eine Liste an Lobessätzen á la “Du hast schöne Haare.” zu geben. Genausowenig bin ich der Meinung, dass “Du hast schöne Haare.” nie ein gutes Kompliment sein kann. Einer meiner Arbeitskollegen investiert spezifischen Aufwand in die Pflege und Darbietung seiner Kopfbehaarung (Frage an die dies wissen: Zählt hier dann Bart zur Frisur?); meine Partnerin betrachtet ihrer (meiner Meinung nach tollen) Haare als etwas für das sie in der Genlotterie nichts kann und ist oft davon genervt, wenn sie ihr im Alltag im Weg sind.

Bei einer der beiden Personen ist es schonmal die richtige Richtung mit den Haarkomplimenten. Wobei ich berichten kann, dass “Mensch du warst erst wieder beim Friseur, oder? Du schaust schon wieder extra-professionell und clean aus. [Anerkennendes Nicken] Immer wenn ich das bei dir sehe, denke ich mir, wie gut saubere Kanten und gute Übergänge ausschauen.” besser ankommt als “Du hast schöne Haare.”.

Danke fürs Lesen! Bleib’ hübsch <3



Approval, affection and Joy. How to have compliments resonate.


  • Identity

  • Being Specific and descriptive

  • from own POV but make the compliment about the other person

  • about things that the other person is invested in (things that make them construct their identity around)

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