Kurzfassung: Man spricht so gerne von der Entzauberung der Welt, doch die Welt ust noch voll von “Magie” und wir sehen uns davon oft betroffen. Dieser Beitrag stellt kurz vier Klassen von Magier*innen vor die unter uns Leben. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass du auch (ver-)zauberst.

Was machen Magier*innen? Nun in so ziemlich allen Darstellungen und Erzählungen des Fantastischen sprechen Magier*innen Worte (“enemene” - Bibi Blocksberg), vollführen gegebenenfalls Bewegungen (“Wutschen und Wedeln” - Hermine Granger), brauchen teils passende Utensilien (“Warum habt ihr Gandalf seinen Stab gelassen?” - Grimar Schlangenzunge) und spezielle Umstände (z. B. die Walpurgisnacht). Wir lesen diese Geschichten und sind begeistert von der Macht der jeweiligen Charaktere, klappen die Bücher zu und wähnen uns in einem Alltag, welcher davon weit entfernt scheint. Ich sage, wenn ihr das denkt liegt ihr falsch!

Klasse 1 - Rednerinnen / Politiker*innen

Jeder versucht sich im Leben mit dem Leuteüberzeugen. Und jeder hat hierfür schon Mal vor Anderen geredet. Es sind aber nur wenige, die sich, mit einer Mischung natürlicher Begabung, harter Arbeit, und begünstigender Umstände (ganz wie die klischeehaften Magier*innen) hervortun als wahre Künstler*innen der Verzauberung der Massen.

Alles Beschriebene wird hier genutzt. Im Zentrum steht Was wie gesagt wird (Worte). Dazu kommen non-verbale Kommunikation (Bewegungen), der Ort und Gegenstände wie beispielsweise Mikrofone, Leinwände und Stühle (Utensilien) und eine größer-gedachte Umgebung, wie z.B. ein Kontext in dem gesprochen werden darf (Umstände). Wer jemals bei einer Rede solch begabter Redner*innen anwesend war, kann wohl bestätigen: da war etwas Magisches. Der magische Effekt der Redner*innen (gesprochene Worte und dergleichen bringen andere dazu Sachen zu machen) begründet sich auf der Umsetzbarkeit konkreter Macht charismatischer Narrative.

In ähnlicher Logik hier noch eine Nennung ähnlicher Klassen der Magier*innen der Gesellschaft, mit ein paar ergänzenden Hinweisen:

Klasse 2 - Religiöse Prediger*innen

Charisma mag auch hier eine wichtige Rolle spielen. Anders als reine Redner*innen beziehen sich Prediger*innen aber primär auf ein religiöses Erklärmodell dessen Begründung in einer nicht nachweisbaren, überweltlichen Macht und verbundenen Glaubensgrundsätzen liegt. Der magische Effekt der Prediger*innen begründet sich auf der Umsetzbarkeit konkreter Macht religiöser Narrative.

Klasse 3 - Notare und Richter*innen

Charisma spielt hier praktisch keine Rolle, aber die Art und Weise der zeremoniellen Wirkmacht der rechtsbezogenen Magie ist wohl nirgends so greif- und sichtbar, wie bei einer notariellen Übertragung eines Grundstücks, oder der Verurteilung von Angeklagten zu einer Haftstrafe. Alle eingangs als für Magie wichtig beschriebenen Punkte (Worte, Bewegungen, Utensilien, Umwelt) sind hier in reinster Form zu sehen. Dieses Essay wurde hier inspiriert. Der magische Effekt der Notare und Richter*innen (et al.) begründet sich auf der Umsetzbarkeit konkreter Macht rechtlicher und institutioneller Narrative.

Klasse 4 - Ärzt*innen

Der Verweis auf die spezielle Sprache, Uniform, etc. kann sich hier in kreativer Eigenleistung erschlossen werden. Der magische Effekt der Ärzt*innen begründet sich auf der Umsetzbarkeit konkreter Macht medizinischer Narrative.

Fazit

Wie du inzwischen gemerkt hast, war die Auflistung hier unmöglich erschöpfend. Aber der Gedanke ist angestoßen. Jede der genannten Klassen ist auf eine passende Zusammensetzung der Umstände angewiesen um ihre “Zauber” wirken zu lassen. Alle genannten Klassen sind leicht in einem Kontext vorstellbar, in welchem sie gänzlich machtlos, vielleicht sogar benachteiligt sind.

Auch du hast wahrscheinlich durch dein Wissen, deinen Beruf oder Stand Situationen, in welchen du - Kraft einer dir zugeschrieben Rolle - “magisch” wirken kannst. Und wahrscheinlich hast du dafür nun eine neue Sensibilität bekommen.

Die Welt ist bei weitem nicht so entzaubert, wie man meint ;)

Vielen Dank fürs Lesen; Gute Zeit und bleib hübsch <3