Kernelemente der Soziologie: Kontingenz
Kurzfassung: Werde in 3 Minuten Sozialforscher*in. Lies welcher Gedanke die moderne Sozialforschung erst möglich macht.
Wenn Sozialforschung die Interaktionen von Menschen mit- und untereinander oder soziale Einflüsse und Entwicklungen untersucht, ist eine Grundannahme essenziell. Es muss davon ausgegangen werden, dass es soziale Sachverhalte gibt, welche verhandelbar sind. Dass es soziale Sachverhalte gibt, welche nicht so sein mussten, wie sie geworden sind; welche nicht einem starren Determinismus folgen, sondern dynamischer, zukunftsoffener, sozialer Interaktion. Die Menge dieser Art sozialer Sachverhalte nennt man in der Soziologie: Kontingenz.
Anders gesagt ist Kontingenz, wenn etwas ist wie es ist, aber auch anders hätte sein können. Ich heiße Johannes, aber dieser Name ist nicht determiniert gewesen. Dass es überhaupt (nur) einen Vornahmen für mich gibt ist nicht determiniert gewesen. Es ist kontingent.
Warum habe ich aber (nur) einen Vornamen? Warum ist dieser Vorname Johannes? Das sind sehr urtypische soziologische Fragen.
Was sind andere urtypisch soziologische Fragen, welche man aus der Sensibilisierung von Kontingenz ziehen kann?
Warum heißt nennen wir die Währung der Vereinigten Staaten Dollar? -> Warum gibt es Währungen? Warum gibt es Staaten? -> Warum handeln wir? Warum schließen wir uns in Gruppen zusammen?
Wieso ziehe ich andere Klamotten an als andere? Warum wähle ich bestimmte Farben, Stoffe, Schnittmuster?
Warum verbietet ein Gesetz in Deutschland den Verkauf von “starkem” Alkohol an Minderjährige? Warum ist man mit von mit 18 volljährig? Warum darf man mit 16 schon “weniger starken” Alkohol trinken?
Wenn wir lernen Kontingenz besser zu erkennen, und dann anfangen diese mit den passenden Fragen zu dekonstruieren, beginnen wir hinter die Kulissen des sozialen Schauspiels zu schauen. Dann entdecken wir häufig weitere kontingente Sachverhalte und wir dekonstruieren fragend weiter. “Warum ist das so und nicht anders?”
Je weiter wir fragen (und oft: je lächerlich einfacher die Fragen nach den Bausteinen der Kontigenz werden) desto besser ergründen wir das Soziale. Desto besser betreiben wir Sozialforschung.
Wenn du dich jetzt noch nicht eingeladen siehst, auch Kontingenz in deinem Leben zu hinterfragen, frage ich dich “Warum tust du es nicht?”
Danke fürs Lesen! Bleib hübsch <3
(Und der Vollständigkeit halber frage ich dich natürlich auch, wenn du anfängst Kontingenz in deinem Leben zu hinterfragen: “Warum tust du es?”)